Am 15.01.1954 kam ich in Adana/Südtürkei unter armen Verhältnissen als sechstes Kind auf die Welt.
Ich studierte an der Hacettepe Universität in Ankara am Fachbereich Gesundheitswissenschaften mit Zusatzstudium Pädagogik und nahm als Aktivistin an der Studierendenbewegung teil. Zudem war ich im Frauenverein IKD-İlerici Kadınlar Derneği (dt. Fortschrittlicher Frauenverein) aktiv.
Nach dem Studium arbeitete ich drei Jahre als Lehrerin/Ausbilderin in einer Fachschule für Krankenpflege. Als linke Aktivistin der Studierendenbewegung und später in der Gewerkschaft erfuhr ich staatliche Repressalien. Ich wurde immer wieder in Polizeizentren verhört, mehrfach für ein paar Stunden oder Tage in Untersuchungshaft gebracht sowie als Berufstätige zweimal in andere Städte verbannt.
Als Aktivistin wurde ich 1979 in das Zentralkomitee einer sozialistischen Arbeiterpartei in Istanbul gewählt. Ich durfte fortan nicht mehr als Beamtin tätig sein und arbeitete in einer Textilfabrik in Istanbul, um die Textilarbeiterinnen in der progressiven Gewerkschaft DISK zu organisieren sowie für unsere Partei zu gewinnen. 1980 nahm ich am Streik und an der Fabrikbesetzung teil und wurde zusammen mit sechzig Textilarbeiterinnen verhaftet. Nach sechs Wochen Inhaftierung wurde ich bei der ersten Gerichtsverhandlung auf Grund meiner Schwangerschaft unter der Bedingung freigelassen, täglich im Polizeizentrum zu erscheinen.
Als am 12. September 1980 die Armee putschte und den Ausnahmezustand verhing, wurden alle Parteien, Gewerkschaften, demokratische Organisationen verboten und für deren Vorstandsmitglieder Haftbefehl erlassen. Mein Ex-Ehemann und ich sowie andere Vorstandsmitglieder unserer Partei mussten im Untergrund leben. Mein damaliger Mann und ich verließen am 13. November die Türkei.
In Deutschland auf dem Münchener Flughafen angekommen, stellten wir einen Asylantrag. Ich war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger. Nachdem unsere Tochter am 14.01.1981 auf die Welt kam, war ich bis 1985 mit ihrer Betreuung und dem Erlernen deutscher Sprache beschäftigt. Danach fing ich an, mich an der Exilbewegung der Linken aus der Türkei und antirassistische Aktionen sowie in der Frauenbewegung zu engagieren.
