Antirassistische Kämpfe versammeln, archivieren und aktivieren

19. – 21. Mai 2022
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem HAU Hebbel am Ufer, Berlin HAU 1, Stresemannstraße, 10963 Berlin & HAU 3, Tempelhofer Ufer, 10963 Berlin

Das Programm kann hier als PDF zum Ausdrucken heruntergeladen werden.
Wir bedanken uns für die Förderung bei der Bundeszentrale für politische Bildung und bei Jüdisches Leben in Deutschland.

28. November 1981 – Berlin: Demonstration gegen Lummers Ausländererlasse. Foto: Jürgen Henschel, Quelle: FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
28. November 1981 – Berlin: Demonstration gegen Lummers Ausländererlasse. Foto: Jürgen Henschel, Quelle: FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum

Ein offenes Archiv im HAU

Während der Veranstaltungszeiten der Assembly werden in den Foyers des HAU verschiedene Ausstellungen, Sammlungen an Archivmaterialien sowie Film- und Audiostationen zu antirassistischen Kämpfen zu sehen sein:

Frauen besetzen (Archivstation von Denise Garcia Bergt/ International Women* Space)

Yallah!? Über die Balkanroute (Auszüge aus einer Wanderausstellung über den langen Sommer der Migration und die europäische Flüchtlingspolitik, u.a. von Svenja Schurade)

Migrantischer Widerstand im Hamburg der 1990er: Wo Bewegung ist, guckt man hin (Die Wandzeitung ist in Kooperation mit Internationale Kunstfabrik Kampnagel entstanden und wurde von der Freien und Hansestadt Hamburg im Rahmen der Initiative STADT MIT COURAGE gefördert. Redaktion: Gürsel Yıldırım, Schlussredaktion: Niels Boeing, Layout: Annett Schuft, Kuration Kampnagel: Alina Buchberger.)

Women’s struggle (Büchertisch, Film-Projektionen und Postercollagen von International Women* Space)

Auszüge aus dem Sound Archiv: Mölln (1992) und Köln (2004) (Audio-Installation von Talya Feldman, in Zusammenarbeit mit Bengü Kocatürk-Schuster

Büchertisch (Dante Connection Buchhandlung)

Offener Prozess (ein Satellit der Ausstellung „Offener Prozess“ zur Geschichte des NSU-Komplexes. Kuratiert von Ayşe Güleç und Fritz Laszlo Weber. Projektträger: Offener Prozess/ASA-FF e.V., entstanden im Rahmen des Theaterprojekts „Kein Schlussstrich“)

Initiative Postmigrantisches Radio (Lydia Lierke, Ramin Büttner, Trong Do Duc, Amir Shokati, Angelika Kim, Laura Anh Thu Dang)

Film-Station

Mit mitgebrachten Fotos, Plakaten oder Texten aus antirassistischen Kämpfen, die Besucher:innen vor Ort einscannen können, soll eine erste Sammlung von Materialien und Wissen erweitert und ergänzt werden. Im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum eröffnet im Anschluss an die Assembly ein offenes Archiv, um mit den gesammelten Materialien die kollektive Aufarbeitung und Debatte fortzuführen.

DONNERSTAG, 19. Mai 2022

Einlass: 16:00 Uhr / HAU1
Eröffnung: 18:00 Uhr / HAU1

Gemäß des Mottos „Antirassistische Kämpfe versammeln, archivieren und aktivieren“ laden wir Vertreter:innen verschiedener Bewegungen und Generationen auf die Bühne, um gemeinsam die Fäden antirassistischer Widerstandsgeschichte aufzunehmen, die wir in den nächsten drei Tagen Assembly vertiefen wollen. Vincent Bababoutilabo und Sabine Hess vom Projekt „Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe“ werden mit unseren Gästen über die verschlungenen Pfade antirassistischer Bewegungen, unerwartete Solidarisierungen, Niederlagen und den Wert des Erinnerns reden.

Gäste: Garip Bali (Mitbegründer des Vereins ADA, Allmende – Haus alternativer Migrationspolitik), Bafta Sarbo (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V.), Newroz Duman (Initiative 19. Februar Hanau, Jugendliche ohne Grenzen), Beate Klarsfeld (deutsch-französische Journalistin und Aktivistin) und Serge Klarsfeld (Fils et Filles de Déportés Juifs de France, Militants de la Mémoire)

…mit musikalischen Beiträgen von Turgay Ulu und Maria Kindling

Moderation:
Sabine Hess und Vincent Bababoutilabo (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)

Sprache:
Deutsch, Englisch

Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

Beginn: 20:00 Uhr / HAU1

PANEL I: POLITIKEN DES ERINNERNS

Gemeinsam mit den Gästen sollen Politiken des Erinnerns an Protest und Widerstand gegen rassistische Verhältnisse und gesellschaftliche Veränderungen diskutiert werden: Wie können die Erfahrungen, Kämpfe und Forderungen von Menschen mit Rassismus-, Antisemitismus-, und Diskriminierungserfahrungen sichtbarer gemacht werden? Welche (politischen) Rahmenbedingungen braucht selbstermächtigtes und würdiges Gedenken an rassistische Gewalt und Ausgrenzung? Welche Infrastrukturen des Aufarbeitens und Archivierens der Kämpfe gegen Rassismus und für gleichberechtigte Teilhabe müssen geschaffen werden?

Gäste: Peggy Piesche (Bundeszentrale für politische Bildung), Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V.), Noa Ha (weißensee kunsthochschule berlin), Hannah Peaceman (Friedrich-Schiller Universität Jena)

Moderation:
Natalie Bayer (FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum)

Sprache:
Deutsch, Englisch

Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

19. Oktober 1992 – Rostock: Aktion in Solidarität mit Überlebenden des Pogroms in Rostock Lichtenhagen. Foto: Hans-Hubertus Brumberg, Quelle: Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 20.10.1992
19. Oktober 1992 – Rostock: Aktion in Solidarität mit Überlebenden des Pogroms in Rostock Lichtenhagen. Foto: Hans-Hubertus Brumberg, Quelle: Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 20.10.1992

FREITAG, 20.05.2022

10:00-11:00 Uhr / HAU1

KEYNOTE I „PERSONS CONSPICUOUS AS JEWS“: MY PATH FROM EAST TO WEST BERLIN AND BEYOND THE WALL

The lecture traces my German-American-Jewish path, from misfit East Berlin youth and young adult to a new life in 1980s West Berlin, where I was plunged into heated lesbian-feminist debates regarding women, Jews and the legacies of National Socialism. From there, I took my ultimate departure from Germany after briefly returning to reprise these debates during the 1990s. Following on from the 1970s feminist slogan that “the personal is political”, my lecture seeks to contextualize this path within past and present activist and academic debates regarding gendered, sexualized and Jewish difference and belonging across the huge historical changes that occurred during these times. 

Gäste: Cathy Gelbin (School of Arts, Languages and Cultures, University of Manchester)

Moderation: Silke Helmerdig (Fotografin)

Sprache: Deutsch, Englisch

Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

2. August 1966 – West-Berlin: Protestaktion afrikanischer Studierender. Foto: Jürgen Henschel, Quelle: FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
2. August 1966 – West-Berlin: Protestaktion afrikanischer Studierender. Foto: Jürgen Henschel, Quelle: FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum

WORKSHOP PHASE I

11:30-13:30 Uhr / HAU3

TRIKONT DDR I

Während in der DDR der antirassistische Kampf in den USA oder in Südafrika eine gewaltige Popularität erreichte, galten die „Wurzeln des Rassismus und Faschismus“ im Arbeiter- und Bauernstaat selbst als überwunden. Menschen aus dem globalen Süden, die in die DDR einwanderten, sahen dies häufig anders. Sie streikten für bessere Arbeitsbedingungen, kämpften gegen Abschiebungen, brachen aus Heimen aus und überwanden immer wieder die Grenzen des realsozialistischen Kontrollregimes.

Gäste: Angelika Levi (Filmemacherin, Video-Kunst), Lydia Lierke (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Paulino Miguel, Razak Minhel, Hai Nam Nguyen und Heike Kanter (Multikulturelles Zentrum Dessau e.V.), Dan Thy Nguyen (Theaterregisseur, Autor des Stückes „Sonnenblumenhaus“), Trong Do Duc (Unteilbar)

Moderation: Vincent Bababoutilabo (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de (bei Trikont I + II handelt es sich um einen zusammenhängenden Workshop, die Anmeldung gilt daher für beide Veranstaltungstage.)

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch

11:30-13:30 Uhr / HAU3

I CAN HEAR YOU – DEFENDING VOICES

Die Chroniken aktivistischer Bewegungen um Racial Profilig im Alltag und dessen Folgen spiegeln sich zum Teil in Jahrzehnte langen Kämpfen wider. Ihr Bestreben nach Sichtbarkeit und Gerechtigkeit innerhalb der strukturellen Machtverhältnisse dieses Landes stellen einen großen Teil der Geschichte des Widerstandes gegen Rassismus dar. Ihr Wissen und ihre Stimmen werden innerhalb der Allgemeinheit regelmäßig ausgeblendet und bleiben daher ungehört. Ziel ist es diese Geschichten aufzuarbeiten und in eine Art wachsendes lebendiges Archiv umzuwandeln.

Zur Erklärung: Seit 1990 starben fast 200 Menschen in Polizeigewahrsam. Täglich werden Menschen Opfer rassistischer, rechtsextremer oder diskriminierender Gewalt, gleichzeitig erhalten sie oftmals keinen Schutz. Im Gegenteil, sie werden kategorisiert, illegalisiert und ausgegrenzt, während sie um ihr (Über)Leben kämpfen.

In diesem „Workshop“ möchten wir Menschen, die sich gegen die strukturelle Gewalt aus der Perspektive der Kämpfe engagieren, zusammenbringen, stärken und gemeinsam erkunden, was es braucht, um der Öffentlichkeit die Wichtigkeit der Bemühungen gegen diese Gegebenheiten näher zu bringen.

Gäste: Kodjo Valentin Gläser, Lulu Farhan (Loud & Proud), Latoya Oloruftoyin (Arrivatia, Black Coalition for Selfdefense and Justice, Justice fro Mbobda), Mwayemudza Thomas Ndindah (Oury Jalloh, Black Coalition for Selfdefense and Justice, Justice for Mbobda), Thabo Thindi, Daniel Manwire (Jaja Jabi Initiative), Nana Asafu Adjei (Loud & Proud, Die Urbane)

Moderation: Meryem Choukri, Sonja Collison (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de (bei Defending Voices I + II handelt es sich um einen zusammenhängenden Workshop, die Anmeldung gilt daher für beide Veranstaltungstage.)

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch

11:30-13:30 Uhr / HAU3

WOMEN IN EXILE: BETWEEN RESISTANCES AND AFFECTS 

Women in exile has been working since last year to create an archive that gathers, catalogs and shares the documents generated in its 20 years of battles against discrimination and for the rights of refugee women in Berlin and Brandenburg. But what is the archive we want to build?  We do not want a place to preserve the past but to share it. A space to experiment with new ways and forms of categorizing the present and the use of these documents. In this sense the workshop will be directed to activate dialogic and creative ways of approaching photographic documents.

We invite participants to bring their printed photographic documents to the workshop to work with them.

Guests: among others: Katharina Eitner (Arde project)

Moderation: Daniellis Hernandez, Elizabeth Ngari (Women in exile’s archive team)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: English, German, Farsi

WORKSHOP PHASE II 

14:00–17:30 Uhr / HAU3

FLEETING RESONANCES / FLÜCHTIGE RESONANZEN

„Flüchtige Resonanzen“ beschreibt den Versuch einen temporären heterogenen Raum als Archiv lebender Effekte von verkörperten jüdisch-situierten Erfahrungswelten in einem Workshop zu versammeln. Wir begeben uns auf Spurensuche über vergangene Resonanzen, deren Geschichten und gelebten Erfahrungen, sowie zeitgenössischen politischen und künstlerischen Interventionen. Dabei stellen wir die Reproduktionsmechanismen von mikro- und makropolitischen Amnesien in einen Bezug zu pluralen, hybriden und ambivalenten jüdisch gelebten Realitäten in Deutschland.  Der Workshop ermöglicht eine offene Plattform, um widerständige Praxen der solidarischen Vernetzung zu diskutieren und generationsübergreifend zu aktivieren.

Wir plädieren für Poesien der Unruhestiftung im Zwischenraum von Artikulationsprozessen, das Verlassen von Komfortzonen, zum Beispiel dort, wo Erinnerung und Trauer nach der Shoa mit einem deutschen Beipackzettel choreographisch performiert wird, wo indes der jüdische Mensch als Imaginäres und zu betrauerndes Subjekt in der deutschen Gesellschaft eingefroren wird. Von diesem Ort aus hallen die repräsentativen Modelle der Erinnerung wider, deren Subjektivierungsformen über Generationen selten in Frage gestellt werden. Wir verstehen Erinnerungs- und Trauerarbeit als multi-direktional und Teil einer wichtigen antirassistischen Praxis.

Längst ist jüdisches Leben in Deutschland (post-)migrantisch, liberal und egalitär. Und gerade deshalb bleibt „das Jüdische“ für die Mehrheitsgesellschaft eine Provokation in seiner Pluralität mit vielen Facetten und diversen Geschichten. Unser Ansatz ist: es gibt keine singuläre Kategorie ‚Jüdisch‘, sondern fluide und multiple Singularitäten in Interdependenz und Resonanz zwischen sichtbaren (lauten), wie unsichtbaren (leisen) Stimmen, sowie deren flüchtigen, sowie beharrlichen Echo Räumen.

Die Themen:

A) Jüdischer Widerstand und solidarische Bündnisse in Rostock 1992

B) Antisemitische und rassistische Angriffe, deren Echoräume in Deutschland (im Fall des Terroranschlags in Halle 2019) und im Bezug zu wiederständigen Trauerpraxen in den USA.

C) Die Jüdische Thematik im politischen Diskurs der Bundesrepublik: vom lesbisch-feministischen Schabbeskreis in der BRD der 80er Jahre über migrantische Bündnisse Anfang 90er bis zu den ersten feministisch-rabbinischen Bet Debora Konferenzen 1999 und 2001

D) Jüdische Bildungsarbeit und Interventionen, Empowerment, sowie jüdische, politische Debatten in der Gegenwart

Gäste: Beate Klarsfeld (deutsch-französische Journalistin und Aktivistin), und Serge Klarsfeld (F.F.D.J.F., Fils et Filles de Déportés Juifs de France, Militants de la Mémoire), Benjamin Baader (Professor für Europäische und Jüdische Geschichte, Gender Studies, Universität Manitoba) (online aus Kanada), Cathy Gelbin (Professorrin für Film und Germanistik, Universität Manchester), Silke Helmerdig (Fotografin), Elisa Klapheck (Rabbinerin der liberalen Synagogengemeinschaft „Egalitärer Minjan“ in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main und Professorin für Jüdische Studien an der Universität Paderborn), Cindy Barukh Milstein, (diasporische queere*r jüdische*r Anarchist*in und Organisator*in, Autor*in und Herausgeber*in (online aus USA), Christina Feist (Nebenklägerin im Halle-Prozess, ELES Research Fellow und Doktorandin der Universitäten Potsdam und Universität Paris – Sorbonne), Nui* Arendt (Bildungsarbeit zu Transformativer Gerechtigkeit, Bildungskollektiv radikal_jüdisch und awarenetz.ch), Miriam Yosef (freie Künstlerin, Autorin mit Fokus auf Machtkritik und Empowerment, Co Gründerin von Jüdisch & Intersektional – Initiative für kritische Bildungsarbeit, ELES Research Fellow und Doktorandin),Ina Holev (Autorin, Bildungsvermittlerin, studiert (M.A.) mit Fokus auf audiovisuellen Medien, Gender-Theorien und (jüdischen) Repräsentationsfragen, Co Gründerin von Jüdisch & Intersektional – Initiative für kritische Bildungsarbeit und Co-Herausgeberin von defrag zine für feministisch_utopische Gedankenexperimente), Lea Wohl von Haselberg (Film- und Medienwissenschaftlerin, Autorin mit Fokus auf deutsch-jüdischen Themen und Erinnerungskultur, Mitherausgeberin des Magazins Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart), Esther Dischereit (Autorin, Herausgeberin u.a. von Hab keine Angst, erzählt alles!)

Moderation: Yara Haskiel (Videokünstlerin und Forschende, Doktorandin im Visual Culture Department, Goldsmiths, London), Angelika Levi (Filmemacherin) und Alisa Limorenko (politische Aktivistin und Studentin der Kulturanthropologie und Geschlechterforschung an der Georg-August-Universität Göttingen) vom Projekt Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch, Englisch

 

15:00–17:00 Uhr / HAU3

I CAN HEAR YOU – DEFENDING VOICES II

Die Chroniken aktivistischer Bewegungen um Racial Profilig im Alltag und dessen Folgen spiegeln sich zum Teil in Jahrzehnte langen Kämpfen wider. Ihr Bestreben nach Sichtbarkeit und Gerechtigkeit innerhalb der strukturellen Machtverhältnisse dieses Landes stellen einen großen Teil der Geschichte des Widerstandes gegen Rassismus dar. Ihr Wissen und ihre Stimmen werden innerhalb der Allgemeinheit regelmäßig ausgeblendet und bleiben daher ungehört. Ziel ist es diese Geschichten aufzuarbeiten und in eine Art wachsendes lebendiges Archiv umzuwandeln.

Zur Erklärung: Seit 1990 starben fast 200 Menschen in Polizeigewahrsam. Täglich werden Menschen Opfer rassistischer, rechtsextremer oder diskriminierender Gewalt, gleichzeitig erhalten sie oftmals keinen Schutz. Im Gegenteil, sie werden kategorisiert, illegalisiert und ausgegrenzt, während sie um ihr (Über)Leben kämpfen.

In diesem „Workshop“ möchten wir Menschen, die sich gegen die strukturelle Gewalt aus der Perspektive der Kämpfe engagieren, zusammenbringen, stärken und gemeinsam erkunden, was es braucht, um der Öffentlichkeit die Wichtigkeit der Bemühungen gegen diese Gegebenheiten näher zu bringen.

Gäste: Kodjo Valentin Gläser, Lulu Farhan (Loud & Proud), Latoya Oloruftoyin (Arrivatia, Black Coalition for Selfdefense and Justice, Justice fro Mbobda), Mwayemudza Thomas Ndindah (Oury Jalloh, Black Coalition for Selfdefense and Justice, Justice for Mbobda), Thabo Thindi, Daniel Manwire (Jaja Jabi Initiative), Nana Asafu Adjei (Loud & Proud, Die Urbane)

Moderation: Meryem Choukri, Sonja Collison (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de (bei Defending Voices I + II handelt es sich um einen zusammenhängenden Workshop, die Anmeldung gilt daher für beide Veranstaltungstage.)

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch

15:00–17:00 Uhr / HAU3

YOU CAN’T EVICT THE MOVEMENT

The refugees’ movement can’t be evicted, because the problems it addresses are not solved yet. The workshop will discuss ten years of refugee struggle in Germany. The activists will reflect on the experiences refugees made between Würzburg and Oranienplatz when the refugees demanded changes in their treatment by the German state. What we are interested in:

What happened? Why did refugees raise their voice? What was the German reaction? Of politics, media, civil society? What role did the German Left play? There have been supporting structures. Were they helpful, was there conflict between the supporters and the refugees? What were the results? What could be changed? What remains the same? Why is the movement less active now compared to 2012/14? What can be learnt for future refugee struggles and political activism in general?

Gäste: Biyanki Duli, Turgay Ulu (O-Platz), Johann Wiede 

Moderation: Napuli Paul Langa (O-Platz)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: German, English, Arabic

15:00–17:00 Uhr / HAU3

CLAIMING HISTORY: ACTIVISM THROUGH DIGITAL VIDEO ARCHIVING

Telling our own stories through images, recordings and videos, has never been easier. Anyone with a smartphone is now able to share their account of events and counter mainstream media narratives, which too often silence the voices that challenge its ideological positioning. In a fast-paced digital world, a video shared on twitter might be seen in a fleeting moment. As rapidly as it appeared, the same video may disappear into the internet’s bottomless pit of information. This opens questions for organizers, observers and academics: How can we collect these recorded moments of oppression and resistance, provide them with context and an identity, and use them as a resource for organizing, activism and research/reflection? To answer this question, the “Claiming History” workshop will host activists engaged in collecting, archiving, and disseminating digital media, to discuss how these can be used to support popular struggles around the world and help create a counter history that empowers its subjects in the process.

This panel is organized as part of the H2020 MSCA-IF project, VIDEOACT. This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under the Marie Sklodowska-Curie grant agreement No. 101025524.

Guests: Jacob Geuder (urban sociologist), Anna Baum (labournet.tv collective), Clancey Cornell (memory worker, mental health professional, advocate for the arts), Özge Celikaslan (co-founder of bak.ma)

Moderation: Şirin Fulya Erensoy (Marie Skłodowska-Curie Post-doctoral Fellow at Film University Babelsberg KONRAD WOLF)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: English

PANEL II

LECTURE PERFORMANCE & KONZERT

18:00-19:30 Uhr / HAU1

ACTIVATING ARCHIVES 

Archivierung von Bewegungsgeschichte(n) und das Schreiben von Counternarratives ist eine Praxis, die in unterschiedlichen politischen und erinnerungspolitischen Kämpfen eine Rolle gespielt hat. In dem Panel wird es darum gehen, anhand von Kämpfen um die Dokumentation der Kämpfe der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA und das Schaffen von Archivstrukturen zur Sichtbarmachung und Historisierung der Migrations- und Widerstandsgeschichte in Deutschland und Frankreich über die Politiken der Erinnerung und des Archivierens zu diskutieren.

Gäste: Timothy Tasch (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V., DOMiD), Women in Exile, Encarnación Gutiérrez Rodríguez (Institut für Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Pinar Tuzcu (Soziologie der Diversität, Universität Kassel), Sarah Clément (ehem. Mitglied von Generiques), Nathaniel Moore (Freedom Archive, online aus den USA)

Moderation: Aurora Rodonò (Kulturarbeiterin/Lecturer, Diversity Managerin (RJM, Köln))

Sprache: Deutsch, Englisch

Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

20:00 Uhr / HAU1

Die Lecture-Performance “Shevek Iyapo” vereint die Perspektiven vier verschiedener Lebensrealitäten in Deutschland. Die Aktivistin und Autorin Berena Yogarajah beschäftigt sich mit Identitäten, Solidaritäten und Utopien. Der in Haifa, Israel, geborenen Poet Mati Shamoelof reflektiert in seinen aktuellen Arbeiten die Migration seiner Familie aus Bagdad nach Israel sowie seine Erfahrungen als arabischer Jude in Berlin. Die an der Schnittstelle zwischen Technologie, Wissenschaft und Bildender Kunst agierende Künstlerin Vanessa Opoku und der Musiker und Aktivist Vincent Bababoutilabo thematisieren in ihren audiovisuellen Kompositionen den Sound des Black Atlantic. Für “Shevek Iyapo” laden die vier dazu ein, sich in einen klanglichen und bildlichen Raum zu begeben, der sich zumindest temporär für Visionen öffnet. Eine Perspektive jenseits gesellschaftlicher Missstände wird so erfahr- und überwindbar. Für die Performance werden sie von den Musiker:innen Zoey Argo, Sofia Eftychidou und Philip Theurer unterstützt. 

Mit Trap beeinflussten Sounds rappt sich Apsilon durch die Widersprüchlichkeiten seiner Heimatstadt Berlin. Mit Wut, Kraft und Intellekt seziert er Wechselwirkungen aus weißer Mehrheitsgesellschaft und kapitalistischen Wirkmechanismen. Dabei kommen die Lyrics von Apsilon ohne Manifesto-Duktus aus, sondern funktionieren über ein Storytelling, das, auch durch seine Erfahrungen als Sohn türkischer Eltern und Gastarbeitender, durch urbane postmigrantische Szenarien und Realitäten führt.

Für Tickets bitte hier klicken.

SAMSTAG, 21.05.2022

10:00–11:00 Uhr / HAU1

KEYNOTE II WELCHER ANTIRASSISMUS? WESSEN RASSISMUSKRITIK? WAS WISSEN WIR ÜBER RASSISMUS ODER: BRAUCHEN WIR IN DEUTSCHLAND EINE „KRITISCHE RASSENTHEORIE“?

Die Kritik oder der Kampf gegen Rassismus hängen maßgeblich davon ab, was eigentlich unter Rassismus verstanden wird. In den letzten Jahren sind die Rassismuskonzeptionen aber teilweise weit auseinander gegangen, ohne dass eine Diskussion über diese Unterschiede geführt wird. Sehr dominant ist derzeit eine Version, die sich auf „critical whiteness“ und „critical race theory“ aus den USA beruft, sich historisch am Kolonialismus orientiert und die Kategorien „weiß“ und Schwarz als Grundlage verwendet. Die Verwendung dieses Konzeptes garantiert internationale Anschlußfähigkeit, bringt aber gleichzeitig das Spezifische am deutschen Kontext zum Verschwinden. Die koloniale Geschichte der kontinentalen Expansion des Deutschen Reiches, die Geschichte von Zwangsarbeit und Migration und die Erfahrungen der marginalisierten Personen europäischer Herkunft haben darin keinen Platz. Die Frage ist, ob und wie sich in dieser Gemengelage Solidarität organisieren lässt

Gäste: Mark Terkessidis (freier Autor)

Moderation: Bafta Sarbo (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V.)

Sprache: Deutsch, Englisch

Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

10:00–11:30 Uhr 

SPAZIERGANG: Orte der migrantischen Organisierung

Als Zeitzeuge wird Garip Bali die Teilnehmer*innen zu Orten der migrantischen Organisierung führen.
Da die Führungszeit begrenzt ist, wird nur ein Ausschnitt der Geschichte der Organisierung türkeistämmiger Migrant*innen in Kreuzberg vorgestellt. Die Tour beginnt in der Nähe von Hermannplatz und endet am Kottbusser Tor. Unterwegs zu Fuß wird an mehreren Stationen über die Geschichte, Hintergründe und Aktivitäten ehemaliger Vereine, Aktionsorte und vieles mehr berichtet. Eine Broschüre als Dokumentation der Tour, die zum ersten mal 2011 anlässlich der 50-jährigen Migration aus der Türkei vom Verein Allmende durchgeführt wurde, kann gegen eine Spende erworben werden.

Sprache: Deutsch

Begrenzt auf 20 Teilnehmende / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Startpunkt der Führung Kottbusser Damm 25/26, 10967 Berlin

 

11:15 –12:00 Uhr / HAU1

PERFORMANCE: Mother Tongues von ADI LIRAZ 

In dieser Performance analysiert Adi Liraz ihre Beziehung zu ihren mütterlichen Ahninnen und zum Konzept der Muttersprache/ Muttermilch und deren Funktion als Mittel zur Weitergabe von Wissen. Indem sie die verschiedenen Aspekte von Muttersprache(n) untersucht, schafft sie eine Darstellung der Vielzahl von Zugehörigkeiten und der Auslöschung und Wiederbelebung von Wissen und (Post-) Erinnerung, verbunden mit Verlust und Trauma, in einem kritischen Blickwinkel auf die Bedeutungen jüdischer Identitäten im Gegensatz zu nationalen Strukturen und Ideen.

Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich.

WORKSHOP PHASE III

13:00–15:00 Uhr / HAU3

REDLINING IN KREUZBERG. VON ZUZUGSPERREN UND GRENZEN: EINE AKTIVIERUNG

Schon zu Beginn der 1970er Jahre und in Bezug auf die „Ausländerbeschäftigung“ wurde die Frage der „Überlastung der Städte“ alarmistisch diskutiert. Es war gewissermaßen die Geburtsstunde des bundesrepublikanischen Ghettodiskurses und einer neuen racial rule. „Die Türken kommen – rette sich wer kann“ war die große Titelgeschichte von SPIEGEL, und fokussierte damit auf eine einzelne Gruppe von Migrant:innen. Der Begriff „Türkenghetto“ gehörte bald wie selbstverständlich zum Sprachschatz von Stadträten und Sozialpolitikern. Was der SPIEGEL offenbar zu diesem Zeitpunkt nicht kannte, ist ein Planungspapier der Berliner Senatskanzlei. Insbesondere die Bezirke Kreuzberg und Wedding, so der Bericht, wiesen bereits 1971 sehr hohe Anteile ausländischer Wohnbevölkerung auf. Im Sanierungsgebiet des Bezirks Kreuzberg betrug er 35%. In alarmistischem Ton warnten die Verfasser: „Um den bei ungehindertem Fortschreiten der Ballung drohenden Zusammenbruch der Infrastruktur dieser Stadtteile und der damit verbundenen Gefährdung der ausländischen und der deutschen Bevölkerung sowie der allgemeinen Sicherheit vorzubeugen, ist eine Minderung der Ballung, zumindest aber ein begrenzter Zuzugsstop, unbedingt erforderlich.“ Der Berliner Maßnahmenvorschlag der Etablierung einer Zuzugssperre über das Ausländerrecht wirkt wie ein Vorgriff auf die Regelung die tatsächlich 1974 bundesweit in Kraft trat. Obwohl die Politik von Redlinig und Zuzugssperren bald aufgegeben werden musste, können wir heute noch die Signatur dieser rassistischen Raumpolitiken sehen. So wandte beispielsweise die Stadt Frankfurt am Main in den 1990er Jahren bei Neubausiedlungen folgenden Quotierungsschlüssel an: 30 Prozent ‚Ausländer:innen‘, zehn Prozent Aussiedler:innen, 15 Prozent Sozialhilfeempfänger:innen, 25 Prozent Quartiersbewohner:innen, 20 Prozent andere Personen. Ähnliche Regularien kommen auch in anderen Großstädten wie Berlin, Köln und München zum Einsatz. Auch die kaum rezipierte Ausgrenzung von Sinti und Jenische in der kommunalpolitik der Nachkriegszeit gehört sicherlich dazu. Diesem Verteilungs- und selektiven Kompositionsmodell wohnt allerdings eine unheimliche Ambivalenz inne: Einerseits ist es bislang mitverantwortlich dafür, dass in der Bundesrepublik die soziale Segregation deutlich weniger ausgeprägt ist als in anderen Ländern, andererseits rekurriert es auf und stabilisiert rassistische Othering-Prozesse in der wohnungspolitischen Regierung der Migration und der Differenz in der Stadt. Auch heute kann man die Existenz von wohnungspolitischen ‚Migrantensperren‘ nachweisen. In der Ausnahmeklausel des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), die auf Druck der Wohnungsmarktlobby in das Gesetz aufgenommen wurde, wird die antidiskriminatorische Wirkung im Bereich des privaten Wohnungsmarkts entscheidend eingeschränkt. Die Klausel erlaubt buchstäblich die Diskriminierung nach ethnischer Differenz bei der Vermietung von Wohnungen im Namen der sozial ausgeglichenen Belegung von Wohnhäusern. Dominanzkulturelle Produktionen von Raum mittels Redlining oder Zuzugssperren sind räumliche Repräsentationen von Othering, die in urbane Paniken einmünden. Gestützt darauf und im Lichte der Critical Race Theory und des Konzeptes von racial urban (Goldberg) wird im Workshop ausgelotet, welche Widerstände und Handlungsmöglichkeiten bestanden oder bestehen, um mit Redlining und Racial Profiling als raumbezogenes, institutionelles und personales Problem umzugehen. Othering wird zum Ort-thering!

Gäste: u.a. Christos Zisis (UH, FH Kiel), Çağan Varol (Politikwissenschaftler), Maria Alexopoulou (Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin), Duygu Gürsel (HU), Tobias Mulot (Historiker), Andrea Bellu  und Matei Bellu (Künstler:innen), Noa Ha (DeZIM-Institut, Rat für Migration), Kourabas, Veronika (Universität Bielefeld), Bafta Sarbo  (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V.), Sandy Kaltenborn ( Kotti & Co)

Moderation: Vassilis Tsianos (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch

13:00–15:00 Uhr / HAU3

TRIKONT DDR II

Während in der DDR der antirassistische Kampf in den USA oder in Südafrika eine gewaltige Popularität erreichte, galten die „Wurzeln des Rassismus und Faschismus“ im Arbeiter- und Bauernstaat selbst als überwunden. Menschen aus dem globalen Süden, die in die DDR einwanderten, sahen dies häufig anders. Sie streikten für bessere Arbeitsbedingungen, kämpften gegen Abschiebungen, brachen aus Heimen aus und überwanden immer wieder die Grenzen des realsozialistischen Kontrollregimes.  

Gäste: Angelika Levi (Filmemacherin, Video-Kunst), Lydia Lierke (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Paulino Miguel, Razak Minhel, Hai Nam Nguyen  und Heike Kanter (Multikulturelles Zentrum Dessau e.V.), Dan Thy Nguyen (Theaterregisseur, Autor des Stückes „Sonnenblumenhaus“), Trong Do Duc (Unteilbar)

Moderation: Vincent Bababoutilabo (Ver/sammeln antirassistischer Kämpfe)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de (bei Trikont I + II handelt es sich um einen zusammenhängenden Workshop, die Anmeldung gilt daher für beide Veranstaltungstage.)

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch

13:00–15:00 Uhr / HAU3

ARCHIVIEREN ALS AKTIVISTISCHE PRAXIS: EIN ERFAHRUNGSAUSTAUSCH

Archivieren ist eine aktivistische Praxis. Oft fehlt es jedoch Gruppen, Bündnissen und Vereinen an Zeit, Geld und technischem Werkzeug die eigenen Geschichten zu archivieren. In Anbetracht all dieser Einschränkungen haben sich viele Aktivist:innen auf den Weg gemacht, Möglichkeiten zu entwickeln autonom mittels Open Source Tools zu archivieren. In dem Workshop werden die Tools „bak.ma“ als digitales Medienarchiv sozialer Bewegungen basierend auf dem Open Source Programm „pan.do/ra“ vorgestellt und anhand konkreter Beispiele praktisch angewendet. Der Workshop lädt darüber hinaus ein, Erfahrungen im Aufbau autonomer (digitaler) Archive auszutauschen und gemeinsam nach Möglichkeiten der Vernetzung zu suchen. Teilnehmende werden gebeten nach Möglichkeit eigene Laptops sowie kurze Videosequenzen als Übungs- und Anschauungsmaterial mitzubringen.

Moderation: Özge Celikaslan (Mitbegründerin und Mitglied von bak.ma), Bilge Emir (Mitglied von bak.ma)

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch, Englisch

13:00–15:00 Uhr / HAU3

ERINNERUNGSPOLITISCHE KÄMPFE IN FOLGE RASSISTISCHER MORDE UND ANSCHLÄGE

Rassistische Attacken, Morde, Anschläge sind die Spitze des Eisbergs. Wer im Rahmen von Gedenkinitiativen mit Angehörigen zusammen gegen das Vergessen kämpft, wer Erinnerungsarbeit auch über die Presse und Social Media betreibt, ist gut informiert darüber, dass die staatlichen Statistiken hierzu lückenhaft, irreführend, gefälscht sind. Was staatliche Instanzen offiziell als rechte und rassistisch motivierte Tötungsdelikte angeben und bewerteten, spiegelt eher den Entlastungwunsch der staatlichen Instanzen und der Mehrheitsgesellschaft wider.
Der deutsche Staat entzieht sich chronisch der historischen Verantwortung, lässt die Familiengehörigen und Betroffenen von rassistisch motivierten Gewalttaten im Stich, geht nicht über Beruhigungspillen hinaus, ermittelt nur sehr zögerlich oder gar nicht gegen sich selbst, wenn seine Bediensteten versagen. All das hat fatale Folgen für die Angehörigen der Opfer von rassistischen Morden.
Forderungen von Angehörigen und Überlebenden nach Aufklärung, Gerechtigkeit, Opferentschädigung stoßen auf die eisige Mauer der staatlichen Instanzen und die weitgehende Ignoranz der Dominanzgesellschaft. Uns Angehörigen, Überlebenden, Gedenkinitiativen bleibt nichts anderes übrig, als über unsere Grenzen hinaus, selbst-organsiert community übergreifend weiter unsere Anliegen und Forderungen gegen das Vergessen hör- und sichtbar zu machen.
Auf dem Podium wollen wir zurückblicken auf die langjährigen Erfahrungen von Angehörigen, Überlebenden und Gedenkinitiativen im Kampf gegen das Vergessen, um würdige Erinnerungspraxen und solidarischen Perspektiven. Wir diskutieren, wie wir gemeinsam die Opfer von rassistischen Morden würdigen, die Anliegen der Angehörigen und Überlebenden stärken sowie für eine erweiterte Handlungsfähigkeit im Sinne der erinnerungspolitischen Kämpfe einstehen können.

Gäste: Hasan und Sibel Leyla (Eltern von Can Leyla, München), Gamze Kubaşık (Tochter von Mehmet Kubaşık, Dortmund) und Ali Şirin (Bündnis „Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich Dortmund“), Mouctar Bah (Freund von Oury Jalloh, Dessau), Arshad Niazai (Freund von Aman Alizada, Stade), Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı (Hamburg), Esperanca Bunga (Überlebenden des rassistischen Brandanschlags von Lübeck 1996, Nürnberg), weitere Angehörige und Aktive von Gedenkinitiativen aus unterschiedlichen Städten werden sich mit Grußworten zu Wort melden

Moderation: Gürsel Yıldırım (Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı, Hamburg) 

Begrenzte Kapazität / Anmeldung erwünscht unter tickets@hebbel-am-ufer.de

Treffpunkt für alle Workshopteilnehmenden: HAU3

Sprache: Deutsch

Eröffnung: Ein offenes Archiv als Debattenraum

FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum

21.05.2022, 17:00 Uhr

Seit 2021 arbeiten wir mit vielen Gruppen und Einzelpersonen zusammen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, die Geschichte/n ihrer Bewegungen und Kämpfe gegen Rassismus und Antisemitismus nicht zu vergessen, sondern für heute und morgen zu re-aktivieren.

Im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum kann die erste Sammlung von Materialien und Wissen in einem offenen Archiv eingesehen und recherchiert werden. Es sind Bruchstücke, die mit Unterstützung von Aktiven und Besucher:innen immer weiter anwachsen sollen. Das offene Archiv wird so zu einem kollektiven Aufarbeitungs- und Debattenraum, um vergangene Erfahrungen mit heutigen zu verbinden.

Das offene Archiv ist zu sehen im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstraße 96, 10999 Berlin, U1/U8 Kottbusser Tor.