Kämpfe und Widerstände gegen Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus sind Bestandteil der Geschichte dieses Landes. Menschen mit Rassismus-, Antisemitismus-, und Diskriminierungserfahrungen, ob eingewandert, durchreisend oder hier geboren, kämpfen seit Jahrzehnten für gesellschaftliche Veränderungen und gleichberechtigte Teilhabe – um in einer Gesellschaft (über)leben zu können, deren nationale Leitidee sie nicht involviert. Nichtsdestotrotz, ihre Forderungen und Projekte für Teilhabe und gegen Rassismen haben die gesellschaftlichen Entwicklungen wesentlich mitgeprägt. Im Masternarrativ Deutschlands bleiben sie jedoch meist unsichtbar und unerzählt. Wenn Menschen mit Rassismuserfahrungen und ihre Geschichten in die Sichtbarkeit gelangen, dann weiterhin mehrheitlich als „Opfer“ oder ethnisierte „Andere“; ihr Wissen und ihre Stimmen hingegen bleiben ausgeblendet oder werden instrumentalisiert.

Unser Projekt möchte zusammen mit vielen anderen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, diese nationale Leiterzählung ändern und die Geschichte des Landes aus der Perspektive der Kämpfe gegen Rassismus erzählen – und zwar mit den Betroffenen selbst. Dabei sind wir selbst seit Jahren aktiv in verschiedenen Bewegungen gegen Rassismus. Wir haben dieses Projekt gestartet, um all die verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven der letzten gut 70 Jahre Widerstandgeschichte in Ost- und Westdeutschland zu versammeln und nach neuen Wegen des Sammelns, Aufarbeitens (z.B. in Archiven) und Weitervermittelns (z.B. über Ausstellungen) zu suchen. Ziel ist, das Wissen um die verschlungenen Geschichten des Antirassismus mit heutigen Debatten und Kämpfen zu verschränken und auf dieser Basis neue Wege für ein solidarisches Morgen zu gestalten.

 

Antira Dinner– Ein 5-Gänge Menü, um aus Kämpfen zu lernen

Wir möchten euch zum Essen einladen! Im Friedrichshain-Kreuzberg Museum (FHXB) veranstalten wir regelmäßig „Antira-Dinner“.

Wir servieren verschiedene Gänge und kommen dabei gemeinsam mit unseren Gästen ins Gespräch. Wir wollen aus Erfahrungen vergangener Kämpfe lernen, um kommende Herausforderungen besser meistern zu können. Dabei setzen wir einen Fokus auf Fragen der Organisierung.

Bei Snacks und Getränken berichten Aktivist:innen von ihren Erfahrungen in Bezug auf das Organisieren antirassistischer Kämpfe. Danach lernen wir uns bei einer leichten Vorspeise kennen. Während des Hauptgangs sprechen wir über aktuelle Herausforderungen und wie ähnliche Probleme in der Vergangenheit angegangen wurden. Zum Dessert gibt es als Sahnehäuptchen ein Austausch über Erfolge und Perspektiven für die Zukunft (und echtes Essen natürlich). Mit Drinks schließen wir gemeinsam ab, unterhalten uns und lassen den Abend im informellen Rahmen ausklingen.

Wenn ihr Lust habt mit uns zu essen, dann schreibt uns unter: v.bababoutilabo@versammeln-antirassismus.org oder schaut regelmäßig auf der Homepage des FHXB.

Bitte schreibt uns, ob ihr als Einzelperson kommt oder für eine Gruppe und wenn ihr Wünsche bezüglich des Essens habt (Allergien, Vegan etc.).

Wir freuen uns auf euch!

Köpsell

„Archive sind Machtinstrumente, Archivieren heißt Geschichte schreiben. Denn was nicht archiviert wurde, ist nicht dokumentiert.“

Philipp Khabo Köpsell, Black Central Europe

Tönsfeldt

„Das, was in staatlichen Archiven gesammelt wird, erzählt nicht die Geschichte derjenigen, die von institutioneller Repression betroffen sind. Archivieren als aktivistische Praxis bedeutet diejenige Positionierungen einzubeziehen, die ansonsten keine Deutungshoheit über Sammlungen und Objekte haben.“

Vera Tönsfeldt, RomBuK – Bildung und Kultur im Rom e.V.

Della

„Die Existenz und die Beiträge Schwarzer Menschen in Deutschland zur Geschichte in Deutschland wurde lange negiert. Durch diese rassistische Ausgrenzungspraxis blieben viele ihrer Widerständigen Geschichten bis heute undokumentiert. Archive müssen daher durch lebende Archive aus aktuellen Kämpfen ergänzt werden.“

Tahir Della, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. (ISD)

Klarfeld

„Oftmals ist es dem Zufall geschuldet, wie und wann Materialien in den Archiven landen. Die wichtigen Fragen sind daher: Wer hat die eigenen Kämpfe als archivierungswürdig angesehen? Welche Bewegungen haben sich von bestehenden Archiven angesprochen gefühlt? Welche Lücken sind dadurch entstanden?“

Roman Klarfeld, feministisches Archiv FFBIZ

Alexopoulou

„Auch in staatlichen Archiven gibt es Spuren der Geschichte des Rassismus und Antirassismus. Die Suche danach ist nur sehr aufwendig. Archivieren ist aber nicht per se eine staatliche Aufgabe. Daher sollten auch autonome Archive gestärkt werden.“

Maria Alexopoulou, Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin

Janelli

„Wir sollten Archive auch als Kulturtechnik und nicht nur als Staatstechnik begreifen, denn Archivieren ist auch ein wichtiger Teil des Community-Building, ein Prozess, durch den Geschichte festgeschrieben und festgehalten wird."

Angela Jannelli, Historisches Museum Frankfurt

Kuster

„Archive sind nicht nur die Akkumulation von Material, sondern Aussagenverschaltungen. Sie sind Werkzeuge der Verständigung und Politisierung.“

Brigitta Kuster, Institut für Kulturwissenschaft, HU Berlin

Artan

„Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind miteinander verwoben. Ein Blick in die Archive hat daher auch etwas mit der Positionsbestimmung im Jetzt zu tun und ist mit dem Versuch verbunden nach vorne zu blicken.“

Elif Çiğdem Artan, Bibliothek der Generationen, Historisches Museum Frankfurt